Am Montagvormittag des 01. Novembers 2021 hieß es, „Treffen bei Thomas(Tommy)“. Jugendleiter Daniel kam mit dem Vereinsbus der Stadt Wasserburg und hatte bereits die Einkäufe und das notwendige Equipment dabei. Überpünktlich warteten hier Josef (Seppe), Janosch (Jansen) und Michael (Heini) und stimmten sich bei herzlicher Bewirtung auf den Ausflug ein. Gut gelaunt und gestärkt ging es los Richtung „Bella Italia“. Unser Plan war wie folgt: Über den Brenner vorbei an Brixen hin zum Fuß der drei Zinnen, wo wir uns und unser umfangreiches Gepäck (~20kg pro Person) über eine Mautstraße direkt zum Rifugio Auronzo befördern wollten. Der dortige Winterraum sollte uns für die bevorstehenden drei Nächte beherbergen. Aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Anfänglicher Regen wandelte sich bei höhenbedingt fallenden Temperaturen zunehmend in Schnee. Die witterungsbedingte Sperrung der Mautstraße bescherte uns somit den ersten zweistündigen Fußmarsch im Schoße der hereinbrechenden Nacht.
Die Freude war schier unermesslich, als wir am Ende dieses ersten Strapaziösen Tour anstelle eines mit-warmen-Betten-ausgestatteten Winterraums, ein sehr spartanisch eingerichtetes Notbiwak erreichten. Ein kaputter Lichtschalter, eine nicht ganz winddichte Metalltür, sowie der einladend wirkender Betonboden befeuerten auf poetische Art und Weise unseren feinen Sinn für Bergsteigerhumor und zeigten in lehrbuchartiger Manier wichtige bergsteigerische Grundsätze auf: Es kann immer anders laufen als geplant & Gute Vorbereitung ist alles! Dank Daniels guter Ausrüstungsplanung waren wir auch für dieses Szenario gewappnet und konnten diesen abenteuerlichen Beginn unserer Reise mit einem kulinarischen Feuerwerk zelebrieren. Inmitten köstlicher Spagetti in würziger Soße, einer fein abgeschmeckte Lauchsuppe, Schockolade für die Seele sowie reichlich Tee und Kinderpunsch, ließen wir den Abend entspannt mit einigen Runden Schafkopf ausklingen.
Der erste Morgen am Refugio belohnte unsere Leidensfähigkeit und weckte uns mit wohltuenden Sonnenstrahlen. Nach einem wertigen Frühstück, (Ja, auch genug Milch, Obst und Haferflocken , Marmelade und köstliches Gebäck waren Teil unseres Gepäcks), trotzten wir den 30cm Neuschnee und stoßen zum Einstieg des Normalwegs auf die Große Zinne vor. Bei einem kurzen Stopp entschieden wir uns aufgrund der heiklen Schneelage gegen die Besteigung der großen Zinne. Eine zugegeben leichte Enttäuschung, war doch bei gutem Wetter die Durchkletterung der Heinz-Grohmann Führe, mit Schwierigkeit bis in den fünften Grad, geplant. Doch ohne langes Gejammer wichen wir schnell auf neue Ziele aus. Über den Paternsattel (Forcella Lavaredo 2454m), welcher bereits erste vielversprechende Blicke gewährte, ging es weiter durch historische Kriegsstollen vorbei an zahlreichen Schießscharten. Der Innerkofler-Klettersteige führte uns zum Paternkofel (Monte Paterno 2744m). Der an sonnigen Sommertagen stark überlaufene und mit B/C bewertete Steig forderte an vereinzelt brusthohen Schneeverwehungen unsere bergsteigerische Erfahrung. Die atemberaubende Rundumsicht bei bestem Wetter war die harten Mühen und den anspruchsvollen Weg jedoch in jedem Falle wert.
Nach einer obligatorischen Gipfelbrotzeit hieß es „Zurück zur Hütte“ um unsere Gaumen erneut mit Köstlichkeiten zu verwöhnen. Kleiner Dank an Bergkamerad Heini, welcher den 4-stündigen Versorgungsgang auf sich nahm um unsere Isomatten zu holen. Diese mussten aus platztechnischen Gründen am Vortag im Auto gelassen werden. Auch diesen Abend ließen wir in gemütlicher Runde bei einigen Runden Schafkopf ausklingen, ehe wir uns in unsere Schlafsäcke kuschelten. Mit Isomatten gepolstert, fühlte sich dies nun gar luxuriös an.
Der Start in den Mittwoch war sehr trüb und erneut leicht verschneit/regnerisch und versprach so keine erfolgreiche Bergunternehmung. Von einer zusätzlichen Umrundung der Drei Zinnen sahen wir daher ab und machten uns auf zu unserer nächsten Station. Im verschlafenen italienischen Bergdörfchen „Casada“ fanden wir ein kleines Lokal, welches besten italienischen Kaffee und originalen „Cioccolata Calda“ (Heiße Schocklade in Puddingkonsistenz) anbot. Als wir anschließend in unserer Unterkunft ankamen, überbrückten wir den wettertechnisch traurigen Tag mit Kochen, Gesellschaftsspielen und einer unserer Lieblingsbeschäftigungen, … dem Essen 😊. Lobend Erwähnen darf man die Sportskanone Tommy die sich nicht „Lumpen ließ“, und den Tag nicht ohne sportliche Aktion verstreichen lassen wollte. So motivierte er uns zu einem respektablen Berglauf. Auch am Donnerstag meinte es der Wettergott nicht gut mit uns. Dem beständig regnerischen Wetter trotzten wir mit einem Ausflug in die nahegelegene AVS Kletterhalle in Bruneck. Gut erholt vom Pause Tag „spuhlten“ wir hier in nur 3,5 Stunden pro Nase stattliche 15 Touren in der 16m hohen, wunderschön und interessant geschraubten Halle ab. Den internen Wettbewerb an der offiziellen Speed-Kletterroute konnte Sepp mit ~36 Sekunden für sich entscheiden.
Mit müden armen und bester Stimmung ging es anschließend in das Hotel Rosengarten, wo ein wirklich grandioses Zimmer auf uns wartete. Dank göttlicher Fügung und dem gewissen Charm unseres Jugendleiters, erhielten wir ein Zimmer-Upgrade und durften so die Deluxe Suite mit Whirlpool beziehen. Nach den Winterraumerfahrung war für uns kaum vorstellbar, dass der Whirlpool motorgesteuert fahrbar war, um stehts den bestmöglichen Ausblick aus dem Fenster zu ermöglichen. Highlight dieses Abends war das 5-Gänge Dinner, welches uns fünf Bergburschen mehr als fünfmal die Genüsse der Welt loben ließ. Im Geselligen Austausch mit Mitarbeitern und Gästen verabschiedeten wir uns schließlich auch von diesem Tag.
Der letzte Morgen startete mit einem ausgiebigen und frühen Frühstück am Buffet, um die Tour auf das Toblacher Pfannhorn (2635m) ordentlich gestärkt zu meistern. Aufgrund einer Verletzung musste Daniel zwar leider verletzt zurück bleiben, ließ es sich aber nicht nehmen, die Gruppe noch Richtung Startpunkt der Tour auf immer eisiger werdender Straße zu fahren. Circa einen Kilometer vor geplantem Ankunftsort, wurde die Wende auf steiler glatter Straße zum Glück mit Bravour gemeistert. Das Wetter meinte es noch einmal richtig gut und so waren die Strapazen, im immer tiefer werdenden Neuschnee Spuren zu müssen, gut zu ertragen. Eine kurze Rast im nicht versperrten Wintergartenhäuschen auf der Terrasse der Bonner Hütte machte den Aufstieg besonders schön. Nach 3 Stunden konnte ein wunderschönes Wolkenspiel und ein beeindruckendes Panorama von diesem recht hochgelegenen Gipfel genossen werden. Mit der gelegten Spur vom Aufstieg war der Abstieg ziemlich schnell zu bewältigen und nun hieß es schön langsam Abschiednehmen von den Dolomiten.
Auf der Heimfahrt ging es durch die Hohen Tauern, die uns noch schöne Blicke gewährten.
Letztendlich war es wieder ein sehr besonderer Ausflug mit vielen Erlebnissen und Abenteuern, der sich allen ins Gedächtnis gebrannt hat. Es gibt kein schlechtes Wetter oder schlechte Bedingungen, nur spontane gute Alternativpläne!